Immer mehr Kinder sind auf Hartz 4 angewiesen. Wie kommt es, dass in einem wirtschaftlich eigentlich starken Land so eine hohe Armutsgefährdung bei Kindern besteht? Während Deutschland noch auf eine neue Regierung wartet, fordern Parteien deshalb nun von einer neuen Koalition Maßnahmen gegen Kinderarmut.
Mehr Kinder auf Hartz 4 angewiesen

Bereits im vergangenen Jahr wurde von einer steigenden Armutsgefährdung bei Kindern berichtet. Die Zahl der auf Hartz 4 angewiesenen Kinder stieg auf zwei Millionen. Die Bundesagentur für Arbeit berichtete im Juni letzten Jahres von 2,05 Millionen Kindern unter 18, die in Hartz-4-Bedarfsgemeinschaften leben.
Zum Beginn des neuen Jahres ist keine Besserung in Sicht. Tatsächlich deutet der stetige Anstieg von Armutsgefährdung bei Kindern in den vergangenen Jahren eher auf eine Verschärfung des Problems hin. Parteien, die den Sondierungsgesprächen einer möglichen neuen Koalition zusehen, stellen deshalb jetzt klare Forderungen an Union und SPD: Es muss dringend etwas gegen die zunehmende Kinderarmut unternommen werden.
Was ist Armutsgefährdung?

Eigentlich geht es Deutschland gut, verglichen mit vielen anderen Ländern. Können wir überhaupt von Armut sprechen? Ja, denn Armut ist relativ. Es muss in ein Verhältnis gesetzt werden zu dem durchschnittlichen Einkommen, dem wirtschaftlichen Erfolg und den durchschnittlichen Lebenskosten eines Landes. Arm ist, wer im Vergleich zu seinen Mitmenschen drastisch weniger hat. In Europa sind Menschen armutsgefährdet, wenn sie weniger als 60 Prozent des mittleren Nettoeinkommens des Landes zur Verfügung haben.
In Deutschland betrifft das schon viele Haushalte von Geringverdienern. Betroffen sind natürlich auch deren Kinder. Eine Familie mit zwei Kindern (unter 14 Jahre) mit weniger als 1926 Euro netto im Monat gilt nach dieser Definition als arm. Berichten zufolge fallen 19 Prozent aller Kinder in Deutschland unter diese Grenze. Trotz Hartz 4 und Sozialleistungen für gering verdienende Familien wirkt sich das gerade bei Kindern auf die Chancengleichheit in Bildung und Gesellschaft aus.
Staatliche Maßnahmen gegen Armutsgefährdung bei Kindern

Es gibt bereits Maßnahmen, die der Armutsgefährdung bei Kindern entgegenwirken sollen. So werden Kinder beim Hartz-4-Bezug besonders berücksichtigt. Der Regelsatz bei Hartz 4 ist 2018 angehoben worden und so erhalten Familien für die Kinder in ihrer Bedarfsgemeinschaft jetzt mehr Geld:
- Jugendliche ab 13 bis (unter) 18 Jahre bekommen 240 Euro,
- Kinder von 6 bis (unter) 13 Jahre erhalten 296 Euro und
- für Kinder bis (unter) 6 Jahre gibt es 316 Euro.
Zusätzlich haben Kinder aus Haushalten von Geringverdienern oder Hartz-4-Empfängern auch einen Anspruch auf das Bildungspaket. Das heißt, dass beispielsweise Kosten für Schulausflüge vom Jobcenter übernommen werden.
Aber weil sich Armut oder auch nur Armutsgefährdung auf die Zukunftschancen von Kindern auswirkt, reicht es nicht aus, die Grundsicherung anzuheben. Deshalb fordern Politiker nun von einer neuen Regierung effektive Maßnahmen, um die Armutsgefährdung bei Kindern zu senken.