Obwohl die deutsche Wirtschaft stark ist, der Arbeitsmarkt optimistisch und ein Ende des Aufschwungs nicht in Sicht, hat sich seit 2011 das Armutsrisiko für Geringverdiener nicht verändert und stagniert. Seit nunmehr sieben Jahren leben in Deutschland 7,7 Prozent der Erwerbstätigen unterhalb der Armutsrisikoschwelle.
Viele Menschen leben trotz Arbeit mit unter 1000 € im Monat

Aus einer parlamentarischen Anfrage der Grünen-Fraktion im Bundestag ging hervor, dass die Armutsrisikoquote in Deutschland bei 7,7 Prozent liege. Diesen Wert ergeben Zahlen der jüngsten verfügbaren Datenerhebung von 2016. Der Anteil an Menschen, die mit einem erhöhten Risiko auf Armut leben, hat sich damit seit 2011 nicht verändert – trotz wirtschaftlichen Aufschwungs. Das Armutsrisiko für Geringverdiener bleibt damit ebenfalls gleich hoch.
Laut Definition der EU besteht das Risiko zur Armut besonders ab einem Nettoeinkommen, das bei nur 60 Prozent des Durchschnittseinkommens liegt. In Deutschland lag diese Schwelle 2016 demnach für einen Einpersonenhaushalt bei 969 Euro, für Paare bei 1.453 Euro.
Armutsrisiko für Geringverdiener bedeutet Mehrbelastung des Sozialstaats
Der Antwort der Regierung zufolge hat diese Bilanz auch Auswirkungen auf den Sozialstaat. Ein hohes Armutsrisiko für Geringverdiener bedeutet, dass viele Menschen nicht aus eigenen Stücken ihren Lebensunterhalt bestreiten können. Abhilfe schafft da das Jobcenter und viele Geringverdiener werden zu Aufstockern. Über eine Million gab es davon 2016 in Deutschland. Fast die Hälfte von ihnen bezieht Hartz-4-Leistungen mindestens vier Jahre lang.
Ein Politiker der Grünen forderte einen höheren Mindestlohn sowie eine umfassende soziale Kindergrundsicherung. Er nahm wie folgt Stellung:
Es ist ein Armutszeugnis, dass in unserem reichen Land über eine Million Erwerbstätige Arbeitslosengeld II beziehen müssen und vermutlich weitere ein bis zwei Millionen einen Anspruch darauf haben.
Mindestlohn in Deutschland
In Deutschland gilt seit dem 1. Januar 2015 ein gesetzlicher Mindestlohn, der seitdem jedoch Gegenstand reger Diskussionen in Politik und Medien ist. Laut Gesetz soll er alle zwei Jahre angepasst werden. Von ursprünglich 8,50 Euro wurde er 2017 auf 8,84 Euro erhöht.
2019 soll er erneut leicht steigen. Ob dies ausreicht, um das Armutsrisiko für viele Geringverdiener zu senken, bleibt abzuwarten.