Bin ich Geringverdiener in Deutschland? Welche Einkommensgrenze gilt

Das Wichtige zum Thema „Geringverdiener“ in Kürze

Was sind Geringverdiener per Definition?

Es handelt sich dabei um Arbeitnehmer, die meist in einem sogenannten Midijob beschäftigt sind und einen geringen Lohn erhalten. Dies führt meist dazu, dass die Betroffenen reduzierte Sozialversicherungsbeiträge zahlen müssen.

Wo liegt die Geringverdienergrenze?

Seit Januar 2024 liegt die Geringverdienergrenze zwischen 538,01 und 2.000 Euro in Deutschland. Für Auszubildende liegt die Grenze bei 325 Euro.

Kann Bürgergeld von einem Geringverdiener beantragt werden?

Wenn der Lohn nicht ausreicht, um das Existenzminimum zu gewährleisten, können Geringverdiener Bürgergeld-Leistungen beantragen. Umgangssprachlich werden diese dann als sogenannte Aufstocker bezeichnet.

Woran wird festgemacht, wer als Geringverdiener gilt?

Ab wann gelten Arbeitnehmer als Geringverdiener? Dieser Frage widmet sich unser Ratgeber.
Ab wann gelten Arbeitnehmer als Geringverdiener? Dieser Frage widmet sich unser Ratgeber.

Ein Versprechen, was mit der Einführung vom Mindestlohn einherging war, dass so sichergestellt sei, dass jeder Mensch durch seine Arbeit den Lebensunterhalt aus eigenen Mitteln finanzieren könne. Die Realität sieht oft anders aus. So gibt es in Deutschland einige Geringverdiener.

Doch ab wann gilt ein Arbeitnehmer eigentlich als solcher? Wie können Geringverdiener über die Runden kommen? Welche staatliche Unterstützung gibt es für Betroffene? Diesen Fragen geht der nachfolgende Ratgeber auf den Grund.

Wir liefern einen Überblick, welche Einkommensgrenze für Geringverdiener gilt und wann es möglich ist, den Lohn mit Bürgergeld-Leistungen aufzustocken.

Wer ist Geringverdiener?

Bin ich Geringverdiener? Diese Frage beschäftigt viele Arbeitnehmer.
Bin ich Geringverdiener? Diese Frage beschäftigt viele Arbeitnehmer.

Eine Definition des Begriffs „Geringverdiener“ ist gar nicht so einfach. Ursprünglich wird dieser Ausdruck im sozialversicherungsrechtlichen Sinne verwendet. Es handelt sich dabei regelmäßig um Personen, die unter speziellen Umständen beschäftigt sind.

Diese Beschreibung trifft auf Menschen zu, welche den Bundesfreiwilligendienst absolvieren oder aber ein freiwilliges soziales, kulturelles oder ökologisches Jahr leisten. Geringverdiener im sozialversicherungsrechtlichen Sinne sind auch Azubis und Praktikanten, welche weniger als 325 Euro im Monat verdienen.

Umgangssprachlich werden auch Arbeitnehmer mit einem geringen Einkommen als Geringverdiener bezeichnet. So wird der Begriff auch im Duden definiert:

jemand, der wenig Geld verdient, der nur ein geringes [Arbeits]einkommen hat[.]

Gut zu wissen: Geringverdiener arbeiten häufig in einem Mini- oder Midijob und fallen mit ihrem Gehalt regelmäßig unter die Armutsgrenze oder überschreiten diese nur ganz knapp.

Sind Geringverdiener sozial- und krankenversichert?

Doch müssen Geringverdiener eigentlich Sozialabgaben leisten? Bei der Beantwortung dieser Frage kommt es darauf an, wie viel der Betroffene verdient. Übt er eine sogenannte geringfügige Beschäftigung aus, müssen keine Sozialabgaben geleistet werden. Diese liegt gemäß § 8 Absatz 1 Sozialgesetzbuch IV (SGB IV) vor, wenn:

1. das Arbeitsentgelt aus dieser Beschäftigung regelmäßig die Geringfügigkeitsgrenze nicht übersteigt,

2. die Beschäftigung innerhalb eines Kalenderjahres auf längstens drei Monate oder 70 Arbeitstage nach ihrer Eigenart begrenzt zu sein pflegt oder im Voraus vertraglich begrenzt ist, es sei denn, dass die Beschäftigung berufsmäßig ausgeübt wird und die Geringfügigkeitsgrenze übersteigt.

Die Geringfügigkeitsgrenze liegt aktuell bei 538 Euro im Monat (Stand 01.2024)

Trifft diese Beschreibung auf Sie zu, sind Sie von den Beiträgen zur Sozialversicherung freigestellt. Doch auch Menschen, die in einem Midijob arbeiten und als Geringverdiener gelten, müssen nicht die vollen Sozialabgaben bezahlen.

Seit dem 1. Januar 2024 gilt eine sogenannte Gleitzone bei einem Verdienst zwischen 538,01 und 2.000 Euro. Befinden Sie sich mit Ihrem Lohn in dieser, profitieren Sie von günstigeren Konditionen bezüglich der Sozialversicherung.

Während der Arbeitgeber grundsätzlich den halben Betrag in die Sozialversicherung einzahlt, müssen Geringverdiener nur reduzierte Beiträge einzahlen. Die Höhe der Beiträge richtet sich nach der Höhe des jeweiligen Einkommens.

Wichtig: Wer in einem Minijob arbeitet, muss selbst für seine Beiträge zur Krankenversicherung aufkommen und sich ggf. selbst pflichtversichern.

Wie es sich bei einem Geringverdiener mit der Rente verhält

Weil die Beiträge von einem Geringverdiener zur Rentenversicherung niedrig sind, fällt diese entsprechend klein aus.
Weil die Beiträge von einem Geringverdiener zur Rentenversicherung niedrig sind, fällt diese entsprechend klein aus.

Häufig tritt das Problem auf, dass ehemalige Geringverdiener als Rentner nur geringe Bezüge haben, da diese im Laufe ihres Berufslebens nicht viel in die Rentenkasse einzahlen konnten. Die Große Koalition hat sich diesem Problem zum Ende des Jahre 2019 gewidmet und beschlossen, dass es ab Januar 2021 eine Grundrente in Deutschland geben wird.

Von dieser sollen vor allem Geringverdiener profitieren, welche 35 Beitragsjahre vorweisen können. Diese sollen einen Rentenaufschlag oberhalb der Grundsicherung erhalten. Dabei sollen die nachfolgenden Einkommensgrenzen gelten:

  • Alleinstehende: 1.250 Euro
  • Paare: 1.950 Euro

Gut zu wissen: Um zu verhindern, dass die ab 2021 erhöhte Rente den Bedarf beim Wohngeld auffrisst, soll es ein Budget für Freibeträge beim Wohngeld von 80 Millionen Euro geben.

Können Geringverdiener Bürgergeld beantragen?

Das Arbeitslosengeld 2, umgangssprachlich lange Hartz 4 genannt, wurde 2023 vom Bürgergeld ersetzt. Beide Sozialleistungen unabhängig von der Bezeichnung eint die Sozialleistungen ein Ziel: Sie sollen das Existenzminimum für Arbeitsuchende sicherstellen. Allerdings können auch Geringverdiener von den Bürgergeld-Leistungen profitieren, wenn diese ihren Lebensunterhalt nicht aus dem monatlichen Einkommen bestreiten können.

So soll unter anderem sichergestellt werden, dass Menschen, die einer Arbeit nachgehen, nicht weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben als Empfänger von Bürgergeld. Schließlich erhalten letztere neben dem monatlichen Regelsatz auch die Kosten der Unterkunft erstattet, sofern diese in einem angemessenen Rahmen liegen.

Arbeiten Sie auf Geringverdienerbasis und wollen daher zusätzlich Bürgergeld beantragen, müssen Sie beim örtlichen Jobcenter vorstellig werden und einen entsprechenden Antrag ausfüllen. Bedenken Sie, dass die Bearbeitung einige Zeit in Anspruch nehmen kann.

Umgangssprachlich werden Menschen, die zusätzlich zum Lohn Bürgergeld beziehen, als Aufstocker bezeichnet. Die Bundesagentur für Arbeit spricht in diesem Zusammenhang allerdings von Ergänzern oder erwerbstätigen erwerbsfähigen Leistungsberechtigten.

Wichtig: Sind Sie nicht sicher, ob Sie als Geringverdiener Anspruch auf das Bürgergeld haben, können Sie einen Termin im Jobcenter vereinbaren und sich von einem Sachbearbeiter entsprechend beraten lassen.

Wann ist eine Aufstockung vom Lohn für Geringverdiener möglich?

Hartz IV kann einem Geringverdiener zustehen.
Bürgergeld kann einem Geringverdiener zustehen.

Es gibt keine einheitliche Einkommensgrenze für Geringverdiener, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch 2 (SGB II) beantragen wollen. Denn nicht nur die monatlichen Einnahmen sind ein entscheidender Faktor, wenn es darum geht zu klären, ob ein Anspruch auf Bürgergeld besteht.

Auch verwertbares Vermögen ist ein wichtiges Kriterium. Hat ein Betroffener große Vermögenwerte, auf die er zurückgreifen kann, besteht in aller Regel keine Möglichkeit, Bürgergeld zu erhalten. Ein weiteres Kriterium sind auch die Lebensumstände des Betroffenen.

Lebt der Geringverdiener in einer sogenannten Bedarfsgemeinschaft, ist auch das Einkommen der anderen Haushaltsmitglieder entscheidend. Nur wenn dieses unter der Einkommensgrenze liegt, ist es möglich, Bürgergeld zu beziehen.

Bevor ein Antrag auf Bürgergeld genehmigt wird, ist der Betroffene verpflichtet, vorrangige Leistungen in Anspruch zu nehmen. Das sind zum Beispiel:

  • Elterngeld
  • Kindergeld
  • Rente
  • Unterhaltsvorschuss

Wichtig: Wollen Sie ermitteln, ob für Sie als Geringverdiener ein Aufstocken durch Bürgergeld in Betracht kommt, können Sie unseren Bürgergeld-Rechner nutzen.

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Über den Autor

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Sarah K.

Seit 2016 unterstützt Sarah das Redaktionsteam von arbeitslosenselbsthilfe.org und erstellt Content für die unterschiedlichsten Themen aus dem Sozialrecht. Zudem ist sie für den Newsbereich verantwortlich.

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