Menschen mit Behinderung in Arbeitslosigkeit – eine Bilanz

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Pünktlich zum europäischen Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen veröffentlichte die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen die Zahlen zur Einstellung behinderter Menschen und auch der DGB Nordrhein-Westfalen nutzte die Gelegenheit: In beiden Bundesländern wird die Einstellungsquote von fünf Prozent verfehlt. Das Fazit: Zu viele Menschen mit Behinderung leben in Arbeitslosigkeit.

In einigen Bundesländern leben zu viele Menschen mit Behinderung in Arbeitslosigkeit

Bis zur Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung in Arbeitslosigkeit ist es noch ein beschwerlicher Weg.
Bis zur Chancengleichheit für Menschen mit Behinderung in Arbeitslosigkeit ist es noch ein beschwerlicher Weg.

Am Samstag, den 05.05.2018 war europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen. Wie jedes Jahr seit 1992 wurden überall in Deutschland Demonstrationen und andere Aktionen gestartet, die die Gleichstellung körperlich und geistig benachteiligter Menschen zum Thema hatten und somit auch den öffentlichen Diskurs der letzten Woche spürbar beeinflussten.

So haben verschiedene Institutionen die Gelegenheit genutzt, um auf die Situation von Menschen mit Behinderung in Arbeitslosigkeit aufmerksam zu machen und darauf hinzuweisen, dass viele Unternehmen immer noch zu wenig Menschen mit Behinderung einstellen. Gerade für diese Personengruppe stellt eine Arbeit eine Möglichkeit dar, sich von der Grundsicherung bei Behinderung oder von Hartz 4 zu emanzipieren.

Die Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen teilte am Freitag mit, dass nur 743 von 4302 Unternehmen die gesetzliche Quote von fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze mit behinderten Menschen besetzten. Die Quote in Sachsen-Anhalt liege bei 3,5 Prozent und damit weit unter dem vorgegebenen Wert.

Für Menschen mit Behinderung kann die Arbeitslosigkeit sich länger hinziehen, als für andere.
Für Menschen mit Behinderung kann die Arbeitslosigkeit sich länger hinziehen, als für andere.

Besser sieht es zum Beispiel in Nordrhein-Westfalen aus. In privaten Unternehmen liegt die Quote bei 4,7 Prozent, sagt Anja Weber, NRW-Vorsitzende des DGB. Doch wie Weber bemerkt, bleibt auch dieser Wert hinter dem vorgeschriebenen zurück.

Die Vorsitzende fordert deshalb, dass die gesetzlichen Abgaben, die Unternehmen beim Versäumnis der Quote bezahlen müssen, erhöht werden, um Menschen mit Behinderung aus der Arbeitslosigkeit zu helfen.

Deutschlandweit beschäftigen 37.000 Unternehmen keine Menschen mit Behinderungen

Auch auf nationaler Ebene werden Stimmen laut: Der Präsident des Sozialverband Deutschland, Adolf Bauer, hat anlässlich des Protesttages das Problem der Arbeitslosigkeit behinderter Menschen angesprochen und dabei auch die Politik zur Tat aufgefordert:

Union und SPD haben im Koalitionsvertrag vereinbart, dass ein sozialer Arbeitsmarkt für 150 000 Menschen geschaffen werden soll. Dabei darf die Bundesregierung die Menschen mit Behinderungen jetzt nicht vergessen. Sie müssen in dem Programm signifikant berücksichtigt werden.

Genau wie Weber forderte auch Bauer höhere Abgaben von den deutschlandweit 37.000 Unternehmen, die die Quote komplett übergehen und keine Menschen mit Behinderung einstellen. Arbeitslosigkeit sei für diesen Personenkreis ohnehin problematischer, da Menschen mit Behinderung in der Regel länger arbeitslos sind, als andere.

Der Hintergrund

Der Anteil an beschäftigten Menschen mit Behinderung soll angehoben werden. Deshalb sind private und öffentliche Arbeitgeber mit mehr als 20 Mitarbeitern verpflichtet, Schwerbehinderte einzustellen und dabei eine Quote von fünf Prozent zu erfüllen. Tun sie dies nicht, drohen Ausgleichsabgaben. Diese wurden 2016 zuletzt angehoben, nun aber erneut als zu niedrig kritisiert.

2016 waren 171.000 Schwerbehinderte arbeitslos gemeldet.

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Über den Autor

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Yassin F.

Yassin hat Sozialwissenschaften studiert und mehrere Jahre bei verschiedenen karitativen Einrichtungen gearbeitet. 2021 stieß er zum Team von arbeitslosenselbsthilfe.org hinzu und unterstützt uns seitdem mit dem Verfassen von News und Ratgebern.

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